Originaltext verfasst von F. Qarar
Religionsübergreifendes Studium allgemein
Für einen Muslim ist es nicht falsch, sich neben dem Studium der eigenen Religion auch mit anderen Religionen geistig auseinanderzusetzen.
Dabei geht es um folgende Ziele:
- Die Position der Mitmenschen mit anderer religiöser Ausrichtung besser zu verstehen.
- Die eigene Position dadurch besser und verständlicher erklären zu können.
- Dadurch einen interreligiösen Dialog zu ermöglichen.
- Auf diesem Wege Probleme und Missverständnisse auszuräumen, die vermeidbar sind.
In Bezug auf den Dialog lesen wir im Koran (Sure 29, Vers 46):
Und disputiert mit den Schriftbesitzern nur auf die beste Art, außer mit denjenigen von ihnen, die Unrecht begingen, und sagt: „Wir verinnerlichten den Īmān* an das, was zu uns herabgesandt wurde und was euch herabgesandt wurde, und unser Gott und euer Gott ist einer, und wir sind Ihm gegenüber Muslime (Anm.: also sich vollständige Hingebende).“
(*Īmān: Die feste innerliche Überzeugung von der Wahrheit und was dieser an innerlichen und äußerlichen Taten und Gefühlen folgt).
Beim Studium anderer Religionen müssen aus islamischer Sicht einige Punkte beachtet werden:
• Es ist schon klar, dass der Muslim weder andere Religionen noch irgendein anderes Wissen einfach zum Zeitvertreib studieren soll. Mit jeder Tat soll ein sinnvolles Ziel angestrebt werden und die primären Ziele einer solchen Befassung sind oben bereits ziemlich deutlich definiert.
• Für Muslime sind in diesem Bezug in erster Linie die abrahamitischen Weltreligionen interessant, weil der Islam seinen Ursprung definitiv in den beiden Vorgängerreligionen sieht, dem – eigentlichen und ursprünglichen – Juden- und Christentum.
Der Islam versteht sich als eine Fortführung der monotheistischen Lehre, die von allen früheren Gesandten, wie Abraham, Moses, Jesus, aber auch vielen anderen, verkündet wurde (Der Friede und das Wohlgefallen unseres Schöpfers mögen auf ihnen allen sein.).
Laut islamischer Überzeugung war die ursprüngliche Lehre des Juden- und Christentums im Kern immer eine einzige und daher mit dem Islam identisch.
Die früheren Botschaften wurden jedoch im Verlauf der Zeit nach und nach durch verschiedene Faktoren verändert, weshalb die heutigen Erscheinungsformen des Juden- und Christentums – auch in Kernfragen – häufig nicht mehr der ursprünglichen Lehre entsprechen.
• Dennoch ist es nicht unwichtig, dass zumindest ausreichend viele Muslime auch über andere religiöse Vorstellungen informiert sind, wie über den Buddhismus, den Hinduismus und andere Ausrichtungen, da auch diese mehr oder weniger viele Anhänger haben. Die oben genannten Ziele sind also auch in diesen Fällen von gewisser Aktualität.
Zudem gab es geschichtlich auch immer wieder Berührungspunkte und Vermischungen zwischen verschiedenen Völkern und ihren Religionen, was z. B. auch innerhalb der islamischen Länder und Gesellschaften zu eigenen Entwicklungen führte.
Aspekte wie Mystik und Askese im Sufismus, die häufig auch ins Extrem gehen, sind hierfür ein bekanntes Beispiel, da man sehr deutlich die Einflüsse vor allem fernöstlicher Religionen erkennen kann. Auch geografisch lässt sich dies gut nachvollziehen.
• Zweifelsohne lernt der Muslim die Inhalte seiner eigenen Religion aus den islamischen Quellen und zieht dafür nicht die Quellen anderer Religionen heran.
Aber aus den bisher genannten Punkten wird auch klar, dass Muslime durch die Befassung mit anderen Religionen auch ein besseres Verständnis für die eigene Religion bekommen können, sowie für die eigene Geschichte und die geschichtlichen und gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen.
Das gilt im Speziellen für das Judentum und das Christentum, da es durch die Gemeinsamkeiten im Ursprung auch inhaltlich Parallelen gibt.
Klarerweise können sich diese drei Religionen aber nicht vollends decken. Es gibt Unterschiede, teils erhebliche und dies auch in den Grundlagen.
Als Beispiel kann die „christliche“ Trinitätslehre und die Vorstellungen der meisten heutigen Christen über Jesus (arabisch: „Isa“, der Friede und das Wohlgefallen unseres Schöpfers mögen auf ihm sein) dienen.
Dabei ist jedoch auf die vielen Unterschiede innerhalb aller Religionsgemeinschaften zu verweisen, die teilweise ziemlich erheblich sind. Deshalb setzte ich „christliche“ in Anführungszeichen.
Die Vorstellung der sogenannten Dreifaltigkeit haben viele christliche Ausrichtungen in der Geschichte nicht geteilt, schon gar nicht in ein und derselben Form. Und auch heute gibt es viele Menschen, die sie völlig ablehnen, sich aber dennoch als Christen sehen!
• Gesagtes soll jedoch nicht heißen, dass jeder einzelne Muslim angehalten ist, andere Religionen im Detail zu studieren. Es geht eher um eine ausreichende Anzahl von Einzelpersonen, die dies übernehmen, sofern dazu die Möglichkeit besteht.
Die muslimischen Gelehrten erwähnten die Notwendigkeit einer solchen Beschäftigung durchaus im gesellschaftlichen Maßstab, also nicht für jede Einzelperson.
Ebenso bedeutet dies wie bereits gesagt nicht, dass der Muslim, um seine eigene Religion zu verstehen, auf die Kenntnis anderer Religionen angewiesen ist. Das ist definitiv nicht der Fall und dies ist hier auch nicht gemeint.
Eigene Studien
Leben in einem „christlichen“ Land – Schule – Religionsunterricht
Die Tatsache, dass ich mein ganzes Leben in Österreich verbrachte, verlieh mir natürlich über die Jahrzehnte gewisse Einblicke in das Christentum. Nicht zu vergessen, dass meine österreichische Mutter ebenfalls in einer christlichen Gesellschaft aufwuchs.
In meiner Schulzeit, vor allem im Kindesalter, kam es zudem oft vor, dass ich am evangelischen oder katholischen Religionsunterricht teilnahm, wovon mir nach wie vor mehrere Eindrücke und Erinnerungen erhalten geblieben sind.
Gespräche mit Christen
Über die Jahre ergaben sich schließlich auch immer wieder Gelegenheiten, mit Christen einen Dialog zu führen. Ich merke an, dass ich stets darauf abzielte, dass dieser Dialog so ruhig wie möglich abläuft, was eigentlich auch immer gelang.
Von den zahlreichen Gesprächen erinnere ich mich vor allem an drei längere und tiefer gehende Gespräche.
- Etwa 2005 hatte ich ein Gespräch mit zwei Vertretern der mormonischen „Church of Jesus Christ“.
- Ein Gespräch mit einem Christen über die Überlieferung der Bibel (Etwa 2014).
- Ein Gespräch mit Vertretern der Zeugen Jehovas (wohl etwa 2014).
Wie gesagt gab es daneben zahlreiche andere Gespräche, aber diese drei waren prägender.
Abgesehen davon hatte ich viele Gespräche mit Konvertiten, also ehemaligen Christen, die sich dem Islam zuwandten.
Intensivere Gespräche seit Anfang 2017
Anfang 2017 kam ich schließlich mit mehreren christlichen Theologen ins Gespräch. Die Umstände dieses Kennenlernens waren weniger glücklich. Nach meiner absurden Inhaftierung in Wien bat ich darum, mit diversen Religionsvertretern sprechen zu dürfen.
In ziemlich merkwürdiger Weise wurde zumindest von einigen (nicht von allen!) Justizbeamten versucht, möglichst gegen dieses Vorhaben von mir zu arbeiten.
Absurd vor allem auch deshalb, weil einem auf der einen Seite der Vorwurf der Abkapselung, Abschottung und Gründung von Parallelgesellschaften gemacht wird, auf der anderen Seite aber versucht wird, einen Dialog zu erschweren oder zu unterbinden, wenn man diesen aktiv anstrebt!
Auf diesem Wege kam es jedoch schließlich zu Gesprächen mit verschiedenen christlichen Theologen. Besonders hervorheben möchte ich dabei zwei Personen, die ich in diesem Rahmen kennenlernen durfte: den katholischen Theologen Dr. Christian Kuhn und den evangelischen Theologen Dr. Matthias Geist.
Mit ihnen hatte ich regelmäßige Gespräche und einen dauerhaften Dialog. Dieser Kontakt war einer der positiven Aspekte meiner Haftzeit.
Meine Gespräche mit beiden empfand ich von Anfang an als sehr nutzbringend für jeweils beide Seiten. Mein Kontakt zu ihnen blieb auch nach der Haft erhalten und ist bis zum jetzigen Zeitpunkt nach wie vor aufrecht – durch die schweren Umstände nach meiner Inhaftierung jedoch derzeit in keinem stärkeren Ausmaß.
Ich bemühte mich auch um ein Gespräch mit einem Vertreter der jüdischen Religion. Dieser erwiderte meine Bitte jedoch nicht, weshalb dieses Gespräch leider ausblieb.
Ich glaube, dass auch ähnliche Gespräche über das Judentum und seine Quellen sowie über gemeinsame Inhalte zwischen Judentum, Christentum und Islam ziemlich interessant gewesen wären.
Theoretisch wäre es auch möglich, dass jener Rabbiner meine Bitte über den Weg der Justizbeamten nie erhielt. Einige dieser Beamten zeigten sich nämlich zutiefst verwundert über mein Anliegen und mir wurde ziemlich klar mitgeteilt, dass es dann schon mal vorkommt, dass eine schriftliche Bitte auf dem Weg abhanden kommt. Aber soweit ich mich erinnere, bestätigten mir Dr. Geist und Dr. Kuhn, meine Bitte auch direkt weitergeleitet zu haben.
Jedoch hatte ich mit so einem Gespräch von Anfang an nicht gerechnet und auch Herr Geist und Herr Kuhn ließen mich im Vorfeld schon wissen, dass die Vertreter des Judentums äußerst zurückgezogen sind und jener Rabbiner sich deshalb wohl nicht melden werde.
Man sieht hierin natürlich auch eine Behandlung mit zweierlei Maß durch die Gesellschaft, besonders, wenn man gerade im Gefängnis sitzt und einem aus jeder noch so unsinnigen Kleinigkeit der Vorwurf, man wolle „Parallelgesellschaften“ errichten, gestrickt wird.
In meiner ersten Marathon-Befragung von vor Sonnenaufgang bis nach Sonnenuntergang, unmittelbar nachdem mich das Cobra-Einsatzkommando in der Nacht aus dem Schlaf riss und meine durch den kurz zurückliegenden Tod ihrer Mutter ohnehin traumatisierten Kinder weiter in Angst versetzte, wurden mir die absurdesten Fragen gestellt.
Z. B.: „Haben sie jüdische Freunde?“, „Haben sie christliche Freunde?“, „Haben sie buddhistische Freunde?“ usw.
Die mit der Vernehmung befassten Beamten entschuldigten sich mehr oder weniger für die Unsinnigkeit solcher und noch weit absurderer Fragen.
Einer der christlichen Theologen, mit denen ich zu tun hatte, empfand dies ebenso als ausgesprochen eigenartig und formulierte hierzu treffend: „Na und! Ich habe auch keine jüdischen oder buddhistischen Freunde. Was soll daraus nun geschlossen werden? Ist das kriminell?!“ (sinngemäß wiedergegeben)
Dem Muslim wird im heutigen Österreich und Ländern ähnlicher Situation – sei das Argument dafür noch so absurd – sofort der Vorwurf der „Gründung von Parallelgesellschaften“ gemacht.
Wenn hingegen ein Anhänger oder gar Vertreter der jüdischen Religion sich zurückzieht oder gar völlig abkapselt, den Dialog nicht sucht und ein Angebot dazu nicht erwidert, dann bezeichnet man dies jedoch als „Zurückgezogenheit“!
(Womit nicht im Speziellen die mit der jüdischen Seelsorge beauftragte Person an jenem Ort gemeint sein soll, da ich nicht definitiv sagen kann, welche Gründe wirklich vorlagen. Es geht mir um eine allgemeine Feststellung, da jene häufige „Zurückgezogenheit“ jüdischer Vertreter, wie auch von den christlichen Seelsorgern mehrfach bekräftigt wurde, ein Faktum ist.)
Auch jetzt wäre ich nach wie vor bereit und interessiert, solch ein Gespräch mit jüdischen Theologen zu führen, sofern die Zeit und die Umstände dies zulassen.
Dialog mit dem katholischen Theologen Dr. Christian Kuhn
Der Dialog mit Dr. Kuhn war wie gesagt ausgesprochen fruchtbar. Ich denke, es ist nicht übertrieben zu sagen, dass ich sowohl mit ihm als auch mit Dr. Matthias Geist im Grunde von Anfang an ein optimales Gesprächsklima hatte.
Kuhn ist katholischer Theologe und Vorsitzender der katholischen Gefängnisseelsorge in Österreich. Bei den wöchentlichen Gesprächen erörterten wir mehrfach grundlegende theologische Fragen, wobei mir Herr Kuhn immer wieder kundtat, wie nützlich dieser Dialog auch für ihn war.
Nach wie vor bin ich ihm dankbar, auch für die interessante Literatur, die er mir in jener Situation zukommen ließ, einiges davon theologische Literatur, anderes natur- oder humanwissenschaftliche Werke.
Nicht zu vergessen das sogenannte „Brot der Wüste“, welches er mir einige Male mitbrachte und welches an jenem Ort alles andere als eine Selbstverständlichkeit war.
Es sind sicher beide Seiten daran interessiert, diesen Dialog fortzuführen. Leider ist es mir derzeit nicht möglich, dem aktiv nachzugehen, da ich nach wie vor damit beschäftigt bin, mein Leben nach den irrsinnigen Aktionen von Seiten der österreichischen Justiz in Ordnung zu bringen. Den meisten Menschen ist offensichtlich nicht wirklich bewusst, dass ein „Gastaufenthalt“ bei der Justiz das Leben einer Person im Grunde eigentlich immer in einen einzigen Scherbenhaufen verwandelt.
Dass die Justiz in Österreich dafür noch nicht einmal einen tatsächlichen Beweis benötigt, ist einfach nur absonderlich. Und nach einer Entlassung interessiert es natürlich keinen Menschen mehr …
Dialog mit dem evangelischen Theologen Dr. Matthias Geist
Auch der Dialog mit Herrn Geist gestaltete sich von Anfang an äußerst angenehm.
Geist war zum damaligen Zeitpunkt der Vorstand der evangelischen Gefängnisseelsorge in Österreich. Als Mitglied der evangelischen Synode in Österreich konnte er mir gute Einblicke in die evangelische Denkweise vermitteln. Dass er zudem Naturwissenschaften studiert hat, gab unseren Gesprächen eine weitere gute Basis, da auch ich ursprünglich aus diesem Bereich komme und versucht habe, stets einen guten Zugang zu den Naturwissenschaften aufrechtzuerhalten.
Herr Geist brachte mir mehrfach interessante Literatur. Durch seine Unterstützung, für die ich ihm hier nochmals meinen Dank ausdrücke, kam er mir von Anfang an entgegen. Vor allem im theologisch-wissenschaftlichen Bezug waren unsere Gespräche sehr wertvoll. Jeder lernte ohne Zweifel viel über den Standpunkt des anderen. Auch Herr Geist drückte mir gegenüber immer wieder diese Empfindung aus.
Interessant war dabei für uns beide, dass sich zwischen Islam und evangelischer Auffassung des Christentums in vielen Punkten nochmals mehr Parallelen finden lassen als zwischen Islam und der katholischen Auffassung, auch in grundlegenden Fragen.
Bibelstudium / Studium des Christentums
Wie zuvor erwähnt bekam ich über die Jahre einen gewissen Einblick in Juden- und Christentum. Ich verfolgte auch einige aufgezeichnete Diskussionen zwischen Vertretern islamischer und christlicher Ausrichtungen, die heutzutage weit verbreitet und mehr oder weniger bekannt sind.
Abgesehen von Büchern, die ich früher schon las – vor allem über die Überlieferung der Bibel und über die Textkritik[1] –, profitierte ich nochmals in der Haftzeit von der Literatur, die ich erfreulicherweise und dankend von Dr. Matthias Geist erhielt und in jenen Monaten der Haft auch studierte.
Es handelte sich dabei vor allem um folgende Bücher:
- Die Bibel (nach Martin Luther)
- Das Buch „Evangelisch – Standpunkte für christliches Leben“
- Das Buch „Bibelkunde“ von Dr. Christoph Weist
- Das Buch „Respektvoll miteinander – Evangelische Christen und Muslime in Österreich – Eine Orientierungshilfe“
Diese Bücher werde ich im Folgenden mit einem kurzen Kommentar erwähnen. Bei einigen wäre eine längere Besprechung durchaus sinnvoll. Sollte es mir zeitlich möglich sein, werde ich mich dieser zu einem späteren Zeitpunkt noch widmen.
Die Bibel
Dr. Geist händigte mir auf meine Bitte hin eine Bibel aus. Es handelte sich dabei um eine Bibel nach Martin Luther.
In den Monaten darauf befasste ich mich mit der gesamten Bibel, vor allem aber mit dem Alten Testament und im Speziellen mit den ersten fünf Büchern, welche (nach jüdischem Verständnis) die eigentliche Thora ausmachen sollen.
(Es ist klar und allgemein bekannt, dass Muslime davon überzeugt sind, dass die Bibel, also sowohl Thora und Altes Testament im weiteren Sinne als auch Neues Testament bzw. die Evangelien, nicht originalgetreu erhalten ist.)
Diese fünf „Bücher Mose“ (Genesis, Exodus, Leviticus, Numeri und Deuteronomium) studierte ich in einigem Detail.
Jene eingehendere Befassung mit der Bibel eröffnete mir erneut interessante Aspekte, die wissenschaftlich aufzuarbeiten sicher sehr sinnvoll wäre. Jedoch würde dies viel Zeit und Arbeit benötigen, welche ich unter derzeitigen Umständen nicht aufbringen kann.
Das Buch „Bibelkunde“ von Dr. Christoph Weist
Dieses Buch studierte ich neben der Bibel. Es bietet ziemlich interessante Einblicke darüber, wie der Bibeltext im geschichtlichen Kontext zusammengestellt wurde.
Da das Buch zahlreiche Hintergrundinformationen zum Bibeltext bereitstellt, war es eine nützliche Ergänzung für mein Studium der Bibel.
In dem Buch sind auch für Muslime sehr interessante Informationen enthalten. Jedoch würden wohl auch die meisten Christen und sogenannten Christen verwundert sein, was in ihrem eigenen Buch steht, wie es aufgebaut ist und wie wenig sie selbst eigentlich darüber wissen.
Das Buch „Respektvoll miteinander – Evangelische Christen und Muslime in Österreich – Eine Orientierungshilfe“
Dieses Buch war im Speziellen interessant für mich. Wie im Vorwort des Buches erwähnt, war die evangelische Universitätsprofessorin Dr. Susanne Heine federführend an der Zusammenstellung des Textes beteiligt.
Dr. Geist bestätigte mir, dass Frau Heine offenbar den maßgeblichsten Einfluss auf den Inhalt hatte. Ich muss sagen, dass ich bei einigen Passagen etwas erstaunt war, dass sie in dieser Form erwähnt wurden. Sie ließen für mich jedenfalls auf Weitblick und großes Feingefühl von Seiten jener Professorin im Umgang mit diesen, von ihr angesprochenen Themen schließen.
Die gesamte Zielsetzung des Buches, zu erörtern, welchen Sinn ein Dialog zwischen Religionen – im Speziellen zwischen Christen und Muslimen – haben könnte bzw. sollte, schien mir von Anfang an sehr durchdacht zu sein.
Bei mir kam während des Lesens öfters der Gedanke auf, wie gut es wäre, wenn Juristen und regierende Kreise so eine Weitsicht und solch ein Feingefühl an den Tag legen würden – besonders, weil ich mich den absurden Vorwürfen eben solcher Kreise ausgesetzt sah und mich deshalb in Haft befand.
Die Justiz agiert jedoch leider viel eher gleich einem blindwütig Umherschlagenden, ohne jegliche Weitsicht und ohne das notwendige Wissen in diesen Bereichen. Ganz offensichtlich sind die Intentionen dahinter rein populistischer Natur und zielen nur darauf ab, den Willen der breiten Masse zu befriedigen und sich dann von dieser feiern zu lassen.
Von einem Verständnis für die grundlegendsten Dinge in Bezug auf den Islam und seine Anhänger sind die Justiz und ihre bestellten „Islam-Kenner“ meilenweit entfernt.
Wenn sie ein wirkliches Verständnis tatsächlich anstreben, wären sie gut beraten, wichtige Dinge zu berücksichtigen, auf die z. B. Heine in jenem Buch auch hinweist.
Sollte ich die Zeit finden, wäre es sinnvoll, einige Inhalte dieses Buches näher zu besprechen bzw. zu kommentieren.
Neben dem zuvor genannten Buch „Evangelisch – Standpunkte für christliches Leben“ bekam ich auch durch dieses Buch weiter das Gefühl, dass der Dialog mit den Evangelischen in einigen Hinsichten durch eine gewisse Nähe in einigen theologischen Standpunkten erleichtert ist – auch wenn sich dies nicht konsequent auf jeden Inhalt bezieht, der dem evangelischen Christentum zu eigen ist.
Schlusswort
Hiermit habe ich versucht, einen gewissen Überblick über das theoretische Verständnis eines interreligiösen Dialogs zu geben sowie über meine praktischen Erfahrungen in diesem Dialog und dem religionsübergreifenden Studium.
Da mich die Umstände rund um die merkwürdigen Aktionen der Justiz nach wie vor begleiten, habe ich leider überhaupt keine Zeit, mich weiter diesem Studium oder Dialog zu widmen. Andernfalls würde ich vor allem auch meine Gespräche mit Dr. Geist und Dr. Kuhn aktiv weiterführen.
Zudem wäre es aus meiner Sicht sicher sinnvoll, wissenschaftliche religionsvergleichende Arbeiten zu verschiedenen Themen vorzulegen, woran z. B. auch Dr. Geist großes Interesse zeigte. Auch wenn es mir derzeit nicht möglich ist, wäre es durchaus interessant, sich in Zukunft auch in dieser Richtung zu betätigen.
— Fußnoten —
[1] Zum Teil flossen die Erkenntnisse und Informationen, die ich aus diesen Büchern gewann, auch in mein früheres Buch „Die Grundlagen der Überlieferung im Islam“ ein.